Der Arti-Schock

DER ARTI-SCHOCK

Jeden Tag vegan genießen – zum veganen Kochbuch von Mäggi Kokta, erschienen im Verlag Löwenzahn. Rezension von Vene Maier

Jeden Tag vegan essen? Gute Frage. Einerseits drängt’s auch mich hin zum vegetarischen (Wampe etc), andererseits weiß ich nicht, ob ich das will. Also so voll und ganz. Wie überhaupt: Weniger Fleisch ja, aber wenn ich dann so ein dringendes Bedürfnis nach Sauerkraut in mir spüre – und „spüren“ ist nur die leichtfüßige Beschreibung eines dringenden, mächtig brodelnden Verlangens, wenn’s mich mal überkommt –, dann muss ich ein Szegediner machen. Und weil’s weltweit kaum noch ein gutes Szegediner Kraut mit fetten Stücken vom Schweinsbauch gibt, ist das Haus- und Handarbeit.

Jetzt kann man ja auch Sauerkraut ohne Fleisch machen, schon, ja – aber was ess’ ich dann dazu? Knödel? Naja, geht schon, aber eher nur zur Not (auf einer vegetarischen Berghütte zum Beispiel). Aber ist das der Sinn des Sauerkrauts? Allerdings fragt sich das – so vermute ich nach Durchsicht des veganen Kochbuchs – auch die Autorin Mäggi Kokta selbst so. Jedenfalls kommt Sauerkraut in ihrem Buch nicht vor. Warum auch immer.

Und weil aus reinem Zufall an dem Tag, an dem das Buch vom Löwenzahn-Verlag bei mir in der Post sich fand, grade zwei schöne, große, französische Artischocken gedünstet wurden, mach ich doch gleich noch einen Blick hinein, um zu schauen, was die vegane Kochmutti (das mit Mutti klingt jetzt nicht so wahnsinnig gut, befreundete Frauen werden mich schief anschauen, aber da muss ich jetzt durch) zur Artischocke so einfällt. Und was finde ich? Unter „A“: Apfel-Gelee und Apfel-Krümel-Torte.

Ja, was soll ich dazu schon groß sagen? Nix da jedenfalls mit der Artischocke. Eine Art Arti-Schock für mich. Das fängt so schon mal nicht gut an. Also lese ich nach, warum Frau Kokta eigentlich ein Kochbuch schreibt? Und zwar, weil sie von ihrem Mann, mit dem sie in Stadt und Land gelebt, auf Campingreisen war und zwei wunderbare Kinder großgezogen hat, immer und überall in ihren Ideen unterstützt wurde. Und weil sie das Leid der Tiere nicht essen will. Und auch, weil sie gemeinsam mit ihrem Mann einen BioVeganVersand gegründet hat und natürlich auch betreibt. Gute Gründe also, ein veganes Kochbuch nachzureichen.
Ich war also kurz und schmerzlich enttäuscht vom veganen Kochbuch. Aber die Welt will auch von dieser Seite gerettet werden, und das ist Mäggi Kokta mithilfe eines an sich bemühten Verlags mit diesem Werk sicherlich gelungen. Schließlich hat die Autorin einen Auftrag: „Wenn’s ums Thema Bio geht“, schreibt sie, „sehe ich mich schon als Expertin und kann dir (sie meint mich, Anm. vm) sagen: Gib deinem Kind von Beginn an biologische Lebensmittel! …Unsere Kinder haben ohnehin ein angeborenes Mitgefühl für unsere Welt und Umwelt: Wenn man sie nicht um-erzieht, werden sie, sobald sie sprechen können, TierfreundInnen und TierschützerInnen mit Vorbildwirkung für uns alle.“ Man sieht: Mutti ist halt doch die Beste.

Mäggi Kokta
Jeden Tag vegan genießen
Biologisch. Saisonal. Kreativ
ISBN: 978-3-7066-2551-7
Umfang: 152 Seiten, gebunden
mit Fotografien von Axel Holstein
Preis:
EUR 17,95

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